
Hallo ihr Lieben,
ich dachte, ich verewige mich auch mal auf der MoG-Seite, vor allem, da ich schon seit fünf Monaten im Guasmo bin. Also kommt hier nun mein Karnevalsbericht:
Über die Feiertage haben wir Montag und Dienstag nicht unterrichtet, sodass wir alle die Tage für eine kurze Reise nutzen konnten. Drei von uns fuhren nach Cuenca. In der schönen, mitten in den Anden gelegenen Stadt war jedoch leider alles geschlossen, weshalb wir die Museen nur von außen bestaunen konnten. Hingegen hatte jedoch ein toller Vogelpark mit Tukanen und verschiedenen Papageienarten geöffnet, von denen wir später tolle Bilder zu sehen bekamen. Auch besuchten sie den Cajas Nationalpark oder bespritzten Touris mit Wasserpistolen, sodass sie trotz fehlenden Karnevalfiestas einen schönen Trip hatten.
Ganz anders feierten die Menschen am Strand. Ich fuhr für drei Tage mit meiner Familie zur Uroma, die etwa drei Stunden von Guayaquil entfernt an der Küste wohnt. Da noch jede Menge anderer Verwandten die gleiche Idee hatten, blieben am Ende für 13 Personen 3 Betten. Doch schön ecci-mäßig fanden wir mit vielen Sofakissen, alten Matratzen und mehreren Menschen pro Bett auch dafür eine Lösung. Am Strand lieben es die Eccis, sich genau dort niederzulassen, wo die meisten anderen Menschen sind. Besonders über Karneval ist es manchmal so voll, dass man nur mit großer Mühe noch den Sand ausmachen kann. Selbst im Wasser planschen die Menschen dicht nebeneinander, da viele Ecuadorianer nicht schwimmen können uns somit lieber in Ufernähe bleiben. Das machte jedoch die Schaumschlacht, die wir uns lieferten, umso lustiger. Schaum, das ist Karneval am Strand. Überall gab es Schaumsprühdosen zu kaufen, mit denen man dann andere Menschen vollsprüht. Egal ob Freunde oder Fremde. Wenn man dann sogar noch eine blonde Gringa als Zielobjekt aufspürt, ist man natürlich der King des Tages! 😉
Abends ging ich dann mit meiner Gastmutter und den Brüdern meiner Oma zusammen weg. Wir waren mit 20, 30, 50 und 60 Jahren eine lustige Truppe. Leider war in der doch eher kleinen Stadt nicht viel los, sodass wir letztendlich in einer Karaoke-Bar landeten, wo unter den Liedern gar kein Text zum Singen stand?! Also fingen wir einfach an zu tanzen. Als ich mich dann umdrehte, tanzte die ganze Bar. Das ist Ecuador!
Ich war noch einen Tag bei unseren Freunden in Playas, wo es neben den Schaumschlachten auch viele Straßenkonzerte gab.
Die richtige Party fand jedoch im Guasmo statt – natürlich! Hier bekriegten sich die Menschen mit Wasser, Schaum, Farben, Mehl und rohen Eiern. Die ganzen Straßen waren voll mit Planschbecken, in denen die ganze Familie versammelt saß, Bier trank und die Straßenkämpfe genüsslich beobachtete. Auf meinem Weg zu einigen Freunden wurde ich einfach von irgendwelchen Menschen in deren Planschbecken gesetzt, wo sich mir eine zehnköpfige Familie begeistert vorstellte und mir ein Bierchen anbot. Die Nachbarfamilie war jedoch neidisch, das die Gringa nicht in ihrem Pool saß, weshalb sie mich zu sich trugen. Wieder eine große Familie, noch mehr Namen und Bier. Das ließ sich jedoch die erste Familie nicht gefallen und holte mich zurück. So wurde ich einige Male hin- und hergetragen, eine Wasserschlacht brach aus, doch letztendlich kam ich bei meinem eigentlichen Ziel an.
Am Ende des Tages sah ich aus wie ein Farbtopf mit viel Dreck und einem Ei auf dem Kopf. Blöd, das genau an diesem Tag kein Wasser aus der Dusche kam…
Nach diesen aufregenden Feiertagen waren wir froh, unsere Schüler wieder heil anzutreffen. In der Musikschule ist seit Ferienbeginn richtig viel los. Ab dieser Woche gibt es jetzt auch eine kleine Gruppe aus deutschen und ecuadorianischen Lehrern, die dreimal die Woche morgens nach Viktoria fährt (etwa eineinhalb Stunden von Guayaquil entfernt), um dort ein neues Projekt zu starten, was jedoch erstmal bis zum Ende der Ferien gehen soll. Es wird dort Gitarre und Blockflöte unterrichtet und ein Chor eröffnet.
Auch allgemeinbildungsmäßig sind wir seit Samstag an vorderster Front. Steffen, der frisch aus Kuba zu uns gestoßen ist, hatte die Idee, einen Film über Che Guevara zu zeigen. Nach dem großen Kino in Mi Cometa führte uns die anschließende Diskussion über Kommunismus und Kapitalismus bis an die wichtigen Fragen der Menschheit.
So weit erstmal aus dem lebensfrohen Guasmo und liebe Grüße nach Deutschland,
Eure Janna