Also um Eines gleich am Anfang klarzustellen: Diese kleine Stadt mit ihren 17.000 Einwohnern ist nicht schoen. Ne.
Die Gebaeude haben nichts Besonderes und die Parks sind zu klein, als dass sie vom Laerm der Strassen ablenken koennten. In Reisefuehrern wird zwar auf die Basilika im “Zentrum” hingewiesen, aber wohl auch nur deshalb, weil es sonst keine nennenswerten Bauten gibt.
Touristen pilgern in diese Stadt, weil es dort Massagen, Baeder und Parties gibt.
Ich nicht, ich suche etwas anderes.
Baños liegt in einem Tal, umgeben von Bergen und am Fusse des Tungurahua. Dieser 5000 m hohe Vulkan sorgte 1999 dafuer, dass die gesamte Stadt fuer Monate zwangsevakuiert wurde. Zum letzten Mal spuckte der Vulkan 2006 Lava und zerstoerte einige kleine Doerfer in der naeheren Umgebung.
– Ja spinnen die denn die Ecuadorianer, die da immernoch leben und die ganzen Touristen, die dort hin pilgern? Ein bisschen schon, oder? Aber fuer den Notfall – also den Vulkanausbruch – befinden sich auf den Strassen gruene Pfeile, die einem anzeigen, in welche Richtung man fluechten soll.
Nun aber wieder zurueck zur Stadt. Umgeben von Bergen hat diese Stadt einige Besonderheiten: Natur, Rad- und Wanderwege und . . . . . . Stille . . . Hören sie`s? . . . Stille – lasst uns lauschen.
Deswegen ging ich auch gleich am ersten Tag zum Wandern in die Berge.
Was soll ich sagen? O Täler weit, o Höhen! ; vorbei an Aussichtspunkten, Tomatenbauern und Kuhtreibern. Bilanz: 3 Stunden, rote Haende und roten Hals.
Stichwort: Hoehensonne…
Weiter ging‘s in den Zoo. Schoen – Tiere gucken. Leider kommt fuer den Jaguar jeder Tierpsychologe zu spaet; ganz apathisch laeuft er im Halbkreis vor seinem Wasserloch hin und her. Sehr traurig. Den ganzen Tag macht er nichts anderes, als: rechts – links – rechts, Pause, links – rechts – links, Pause…
Die schwarzen Gaense sind aggressiv. Ich hatte grade mal Zeit fuer 3 Fotos, waehrend die schwarze Gans durchs Wasser hechtete und mich angriff. Bitte aufpassen!
Besonders schön finde ich dagegen die goldenen Fasane und die beissen auch nicht.
Insgesamt alles sehr schoen – schoen, schoen.
Achtung: Highlight! – Die Wasserfallroute mit dem Fahrrad abfahren.
Die Strecke – ca. 22 km – fuehrt an 7 Wasserfaellen vorbei. Der Hinweg geht fast ausschließlich bergab. Am Ende muss man etwas zu Fuss gehen, darf bei Bedarf mit einer Riesenschlange posen und kurz vor dem Ziel steht man vor einem Schild:
“Bist du bereit fuer eine Ueberraschung? Gott existiert!!!”
So, normalerweise wuerde ich das jetzt nicht schreiben, aber nach dieser Vorlage und im Anblick des letzten Wasserfalls (“Becken des Teufels”) ist das wohl gerechtfertigt:
“Hei-li-ge Scheisse!”
Entschuldigung, aber ich bin im Umgang mit grossen Wasserfaellen noch relativ ungeuebt…
Gut, ich kaufte mir ein Eis und hatte schon beim Schlecken grossen Respekt vor dem Rueckweg, 22 km fast immer bergauf. Ich machte mich auf den Weg, Mittagssonne, kein Schatten und ich gebe zu, dass ich den letzten Kilometer geschoben habe. Am Ende hatte ich wirklich Kraempfe in den Waden und meine Haende und Arme, Gesicht und Hals hatte eine ungesunde rote Farbe angenommen.
Stichwort: Ich lerne auch nicht aus meinen Fehlern…
Wieder im Hostel angekommen, fragte mich der Herbergsvater, wie es denn gewesen sei. Ich antwortete: “Super, nur der Rueckweg war echt hart!” Darauf er: “Ach, sie sind aber wirklich sportlich, den Rueckweg macht sonst keiner, dass waere ja viel zu anstrengend. Fuer den Ruecktransport stehen ja Autos bereit.”
– Ich habe mich an den ecuadorianischen Humor wohl noch nicht so ganz gewoehnt.
Zum Schluss muss ich natuerlich noch die “heiligen Baeder” erwaehnen. Insgesamt gibt es 3 Schwimmbaeder mit warmem bis heissem heiligen Wasser. Ich ging in das “Schwimmbad der Heiligen Jungfrau”, wo das Wasser eine Temperatur von 42 Grad hat. Eines kann ich Ihnen jetzt sagen: Mindestens ab einer Wassertemperatur von 42 Grad brennt sonnenverbrannte Haut im Wasser hoellisch.
Ja, ich weiss, dass ich selbst schuld bin, aber dafuer war das Kaeltebecken ein Segen.
glg
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