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Das Bananenparadies

Hallo zusammen!

Aus verschiedenen Gründen habe ich es die letzten Tage leider nicht geschafft, einen Blog über das vergangene Wochenende zu verfassen und komme erst jetzt, eine Woche danach dazu, mal wieder etwas zu schreiben. Dabei war gerade dieses Wochenende sehr „Blogwürdig“!

Am Freitag fand das Schülerkonzert statt und es war wirklich ein sehr schöner Rahmen für die Schüler, die Ergebnisse ihres Unterrichts zu präsentieren. Eine meiner Klavierschülerinnen sagte leider kurzfristig ab und die andere erschien erst gar nicht, dafür waren aber meine zwei Schlagzeugschüler pünktlich und motiviert zur Stelle. Es war für mich sehr toll anzusehen, wie sie nach nur 2 bzw. 4 Wochen Unterricht schon so „cool“ ihre vorher einstudierten Stücke präsentierten. Für solche Momente lohnt es sich meiner Meinung nach auf jeden Fall, auch mal die ein oder andere (sehr) zähe Unterrichtsstunde zu investieren!

Nach einer recht kurzen Nacht machte ich mich dann am Samstag mit zwei anderen Freiwilligen auf die Reise in das kleine Dorf Zhagal (spr.: Schagal), wo es auch ein MoG-Projekt mit Freiwilligen gibt. Zhagal liegt etwa zwei Busstunden südöstlich von Guayaquil mitten in der Pampa und die letzten paar Kilometer muss man auf abenteuerlichen Holperstraßen und über eine klapprige Hängebrücke zurücklegen. Da war die Busfahrt an sich schon ein echtes Abenteuer! Und die üppige Natur dort mit ihren riesigen, an Urwald erinnernden Bäumen und die super gute Luft waren ein sehr angenehmner Kontrast zum Großstadtleben in Guayaquil.

Neben der erholsamen Natur ist Zhagal und die Region dort hauptsächlich geprägt durch riesige Bananen-, Kakao- und Orangenfarmen. Jetzt weiß ich also auch, woher die Bananen kommen, die wir in Deutschland im Supermarkt kaufen können! Ich finde es schon ziemlich faszinierend, dass wir bei uns ein so schnell verderbliches Produkt von der anderen Seite des Erdballs ganz selbstverständlich jeden Tag essen können. Das brachte mich auf die Idee, mal so eine Art Flaschenpost in eine Bananenfarm zu schmuggeln – wer weiß, vielleicht kommt sie ja eines Tages im Edeka-Schröder in Bornheim an… ?

Bananenplantagen, so weit das Auge reicht!

So viel also zu den örtlichen Begebenheiten von Zhagal, weiter im Text geht es mit unseren Erlebnissen dort!

Nachdem wir von den zwei MoG-Freiwilligen am Samstag Nachmittag vom Bus abgeholt wurden und unsere Sachen bei ihnen in der MoG-WG abgelegt hatten, genossen wir als erstes ein erfrischendes Bad im nahegelegenen Fluss. Gut erholt ging es dann in Richtung Dorfzentrum, wo just an diesem Wochenende die einmal jährlich stattfindenden Dorf-Fiestas zu sehen waren. Das kann man sich ein bisschen wie einen deutschen Jahrmarkt vorstellen, nur dass es in den Fressbuden eben statt Reibekuchen und Bratwurst Kochbananen mit Hühnchen gibt. Naja, Hauptsache frittiert oder gegrillt, da sind sich die Deutschen und Ecuadorianer schon ziemlich einig!

Weiterer Programmpunkt der Fiestas war ein Wettbewerb, bei dem junge Männer einen eingefetteten Baumstamm hochklettern mussten und, einmal oben angekommen mit Cola, Süßigkeiten, Milch und Mehl belohnt wurden. Ganz offensichtlich haben die Jugendlichen dort schon ziemlich viel Erfahrung darin, einen kahlen Baumstamm hochzuklettern, weil sie das auf den Farmen täglich machen müssen um die reifen Orangen und Papayas zu ernten.

Geschafft! Zur Belohnung werden die Lebensmittel über die Menge verteilt - nur dass man nicht "Kamelle!" schreien muss

Gerade diese Fertigkeit fehlte uns leider am nächsten Tag, als wir eine „Finca“ (span.: Farm) besuchen durften. So mussten wir uns eben mit Fallobst-Orangen „begnügen“, die natürlich genau so gut schmecken und mit „gut“ schmecken meine ich: Wahnsinnig gut! Anders als bei uns sind die Orangen hier viel natürlicher und schmecken zuckersüß und fruchtig. Nach einem kleinen Spaziergang über die Farm haben wir uns deshalb alle eine Orange gesucht, um sie dann später zu schälen und durch ein Loch den Saft aus der Frucht zu schlürfen – ¡Ricísimo!

Trittsicher: Um den Fluss auf dem Weg zur Finca zu überqueren, bekommt man Hilfe von einem freundlichen Vierbeiner

Frische Orange zum Ausrücken - könnte man in Deutschland auch mal einführen...

Sehr faszinierend fand ich auf der Finca den Anblick von Kakaobohnen und ihrem wirklichüberraschenden Inhalt, nachdem man sie geöffnet hat. Die kleinen Bohnen im Inneren, die ungetrocknet und unverarbeitet noch feucht und sehr bitter schmecken, sind umgeben von einer glibberigen weißen Masse, die zwar ziemlich lecker, aber überhaupt nicht nach Kakao, sondern fruchtig und süßsauer schmeckt. Sehr überraschend und erfrischend jedenfalls – schade dass es die in Deutschland (wie sehr viele andere Früchte übrigens auch) nicht zu kaufen gibt…

Glibberig, aber lecker - so sieht also eine geöffnete Kakaobohne aus

Wieder Zuhause in der Wohnung der MoGs, durften wir dann aber auch mal den uns bekannten Kakao, der aus den Kakaobohnen gewonnen wird, probieren. In Zhagal kann man gepresstes Kakaokonzentrat sehr billig kaufen und sich daraus einen super leckeren Kakao oder einen Kakaoaufstrich selber machen. Da werde ich vor meiner Rückreise nach Deutschland sicher noch mal vorbeischauen und einen kleinen Vorrat mitnehmen!

Zurück zu unserem Programm: Abends besuchten wir dann eine weitere Attraktion des Dorfes: Die etwa eine Wegstunde entfernten „Aguas Calientes“, also heiße Quellen. Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt hat (hoffenlicht heben sich jetzt alle Finger!), den erinnert das vielleicht an die Aguas Calientes bei Quito, die waren allerdings deutlich touristischer und nicht so natürlich wie die mitten im Wald gelegenen in Zhagal. Es war schon stockdunkel und am Ende waren wir sogar ganz alleine, wie wir uns die „Heilerde“, also feuchte Erde ins Gesicht schmierten und sie dann im eiskalten Fluss daneben wieder abwuschen. Das war wirklich ein sehr kurioser, aber ziemlich witziger und erfrischender Spa-Ausflug!

Nach einem weiteren kurzen Abstecher auf die Dorffiesta mit Tanz und aufregender Fahrt auf der Kirmes-Bimmelbahn ging der Tag dann zusammen mit einigen Kakerlaken, Mäusen und Fröschen im kleinen Häusschen von MoG zuende. Am nächsten Tag ging es schon wieder zurück Richtung „Good old Guayaquil“ und eine nicht allzu ereignisreiche Woche im Guasmo begann.

Momentan schreiben die Schüler hier Examen, was bedeutet, dass wir Freiwilligen mehr Freizeit als sonst haben und dementsprechend viel Zeit vor der Tienda verbringen, wo es „Guineos empastados“ (Schokoladenbananen) für gerade mal 15 Centavos gibt…

A propos Essen. Was sonst noch von Zhalgal hängen blieb, war das „Pingüino“-Eis „Topsy-Choc“ (Pingüino = Langnese). Das war vielleicht ein Erlebniss, das erste Mal seit einem Monat mal wieder ein richtig leckeres Eis zu genießen! Es sind eben die kleinen Dinge im Leben, die wichtig sind… ?

So viel zu meinem Ausflug in das Bananenparadies und den Erlebnissen der vergangenen Woche!

Da wie gesagt dieser Tage nicht so viel los ist, könnte es nächste Woche vielleicht die Fortsetzung der „Alltag im Guasmo“-Reihe geben. Vielleicht setze ich den Blog aber auch einfach mal eine Woche aus und verbringe ein gänzlich unbeschriebenes Wochenende!

Bis zum nächsten Mal jedenfalls!

Nicklas

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