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Eine halbe Woche

Jetzt bin ich schon eine halbe Woche hier im schönen Olón und so langsam habe ich mich ein bisschen eingelebt und weiß immer öfters, wo ich meine Gastfamilie suchen muss, wenn zwar der Fernseher läuft, aber keiner im Haus ist 😉

Aber mal ganz von vorne:
Nachdem ich so Pech mit meinem Flug am Dienstag hatte und der am Abend davor gecancelt wurde, habe ich nach vielem Hin und Her dann noch einen Flug am Freitag ab Nürnberg bekommen. Das wars dann leider mit dem Zusammenfliegen mit Debora und Zoe, den anderen beiden Freiwilligen in Olón.

Natürlich wäre es ja zu langweilig gewesen, wenn es so einfach gewesen wäre nach Ecuador zu fliegen und so durfte ich im Flughafen dann auch noch zur Gepäcknachkontrolle und mein gut eingepacktes Gepäck wieder auspacken (Der leere Geigenkoffer mit Schokolade und Kabeln in meinem Rucksack war den Leuten am Flughafen dann wohl doch etwas auffällig) und nachher alles wieder einpacken, was zur Folge hatte, dass ich es als allerletze ins Flugzeug geschafft hab, wo alle anderen schon saßen..
Aber als ich dann auch endlich mein Handgepäck verstaut hatte, war ich schon froh, dass es jetzt nach all dem Chaos in den letzten Tagen endlich losgehen konnte.
Am Flughafen von Amsterdam stand dann zufällig Samuel, auch ein Musiker von MoG, bei der Sicherheitskontrolle für den Flug nach Guayaquil vor mir. Allerdings hatten wir Plätze die doch ziemlich weit auseinander lagen. Meine Unterhaltung während dem Flug hatte ich aber trotzdem. Neben mir saß ein kleiner Ecuadorianerjunge, der einfach von allem voll begeistert war. Schon als er den Minibildschirm an der Vorderlehne gesehen hat fing es an mit “Mira Mama, mira mira” (“schau Mama”) und das wurde dann auf dem Flug zum von mir am meisten gehörten Wort überhaupt. Das Kissen: “Mira Mama mira, che chévere”, das Flugzeug fliegt los:”Mira Mama”, beim Essen, Trinken, jede Wolke die er entdeckt hat oder wenn er den Löffel, den er runtergeworfen hatte, mit den Füßen wieder aufgehoben hat, alles war ziemlich aufregend und wurde mit einem lauten “Mira, mira Mama” kommentiert. Irgendwann hat er dann beschlossen mich noch weiter zu Unterhalten und hat angefangen mir alles Mögliche zu erzählen (wovon ich vielleicht höchstens ein Viertel verstanden hab, was ihn aber nicht wirklich gestört hat), mir spanische Lieder vorzusingen und Klatschspiele vorzumachen.. 😉
Aber trotz allem war der Flug doch ziemlich angenehm, außer der Tatsache, dass so zehn Stunden schon ziemlich lang werden können, vor allem wenn die Uhr vor einem einfach bestimmt vier Stunden lang fast die gleiche Uhrzeit anzeigt 😀

2014-08-28 Landung Guayaquil

Im Landeanflug auf Guayaquil

Und dann 18 Stunden später stand ich in Guayaquil am Flughafen und wurde dort von Insa, einer anderen Deutschen, abgeholt, mit der ich dann auch noch die fünf Stunden nach Olón gefahren bin. Davon habe ich allerdings nicht so viel mitbekommen, weil ich so müde war, dass ich sofort als ich im Bus saß eingeschlafen und in Olón wieder aufgewacht bin.

Am nächsten Morgen wurde ich dann gleich von meinem Gastvater, der Hobbyarchäologe ist, und meinem Gastbruder Marcos (6 Jahre) mit nach Salinas genommen, um dort bei der Oma zu übernachten und meine Gastmama abzuholen, die eine halbe Woche in der Hauptstadt Quito war, weil sie da irgendwie in der Botschaft arbeitet oder sowas in der Art.
Und jetzt bin ich seit zwei Tagen hier in Olón und es ist echt voll schön hier. Zwar völlig anders als in Deutschland, aber schön.
Ich wohne mit meiner schwangeren Gastmutter Lenny, dem Vater Darwin und Marcos im zweiten Stock über einem Laden und einer Bar. Wie alle Häuser hier ist unser Haus viel kleiner, nicht verputzt oder gestrichen und hat Wände, die nicht bis zum Dach hochgehen, sondern ungefähr über der Tür aufhören. Ich habe sogar mein eigenes Zimmer mit zwei Betten 🙂 Betten gibt es sowieso ziemlich viele in unserem Haus, dafür aber keinen einzigen Tisch. Aber das stört keinen. Entweder man isst in der kleinen Küche irgendwo auf der Arbeitsplatte oder eben doch auf dem Bett beim Fernseher. Im Gegensatz zu eigentlich allen hier haben wir auch kein Wohnzimmer, in dem alle den ganzen Tag rumsitzen. Dafür steht der Fernseher im Schlafzimmer von meiner Gastfamilie und alle liegen in den Betten rum, wenn sie sonst nichts zu tun haben. Weil mein Gastvater ja Archäologe ist haben wir auch noch ziemlich viele Ausgrabungsstücke im Haus rumstehen. Ich weiß gar nicht, wo er die alle gefunden hat, da könnte man ein halbes Museum mit aufmachen.
Haustiere haben wir auch. Einmal ein paar Fische, die in einer Wasserschüssel am Eingang rumstehen und eine kleine Schildkröte namens Gucci, die Marco am liebsten in einer Schuhschachtel überallhin mitnehmen würde..
Er ist auch ziemlich stolz darauf, dass ich jetzt bei Ihnen wohne und erzählt das allen gleich als erstes. Einmal ist er jetzt sogar schon von zuhause abgehauen um mir noch schnell nachzurennen 😉

2014-08-28 rs

Mein Gastbruder Marcos

Und sonst..ja das Essen…also meine Familie ist ziemlich besorgt, dass ich auch alles mag, was sie mir machen und wenn es so Sachen, wie irgendwelche Krebse gibt, auf denen alle rumhauen bis sie ans Fleisch kommen, habe ich bisher immer was anderes bekommen. Aber insgesamt ist das Essen ziemlich gut hier. Nur gibt es auch jeden Tag mindestens einmal Reis (auch mit Nudeln) und Fisch oder Fleisch, was vielleicht so auf die Dauer schon ein bisschen viel werden könnte. Oft gibt es aber auch noch verschiedene Sachen aus Bananen dazu und die finde ich echt lecker. Und alles wird nur mit dem Löffel und Händen gegessen. Da wurde ich auch schon ausgelacht, als ich das erste Mal das Fleisch halb mit dem Löffel gegessen habe und nicht einfach alles in die Hand genommen habe 😉
Aber das beste sind die Früchte hier. Die sehen nicht halb so gut aus wie die in deutschen Läden, aber schmecken einfach viiieeel besser. Ganz oft gibt es auch frischen Saft aus allen möglichen verschiedenen Sorten, die ich teilweise noch nie gesehen habe.

Und Zuckerrohr hab ich auch schon probiert, weil der Gastvater von Deborah auf einer Plantage arbeitet und gerade eins zuhause rumstehen hatte. Vielleicht nimmt er uns sogar mal mit.
An meinem ersten Tag durfte ich dann auch gleich mal eine Autofahrt mitmachen. Und das ist dann schon ein halbes Abenteuer. Wir haben einen alten Pickup, in den vorne auf die beiden Plätze auf jeden Fall drei bis vier Personen plus die Schildkröte in ihrem Schuhkarton passen. Dabei ist ganz wichtig, dass sich der am rechten Fenster den Sicherheitsgurt umlegt, den man aber natürlich nirgendwo einstecken kann..aber das Umlegen ist irgendwie wichtig. Wenn man dann mit dem Gefährt Berge hochfährt, ist man auf halbem Weg noch so schnell, dass man sich schon überlegen könnte auszusteigen und mitzuschieben. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass mein Gastvater nach dem Motto fährt “sich einmal in den höchsten Gang hocharbeiten und dann so lange fahren bis man nicht anders kann als runterschalten, weil man sonst nicht mehr weiterkommt”. Verkehrsregeln sind natürlich auch nicht so wichtig. Auf der Fahrt nach Salinas hat Marco gefragt was die “90″-Schilder am Straßenrand eigentlich sollen..das wusste aber keiner und auf einmal haben sie festgestellt, dass es solche ja auch noch mit 50 und 30 gibt 😉
Eigentlich gibt es hier ziemlich viele Sachen, die in die Straße eingebaut sind, damit man langsamer fährt, aber die umfährt mein Gastvater meistens auf der anderen Straßenseite oder wenn es nicht anders geht überfährt er sie halt doch mit ziemlich gleichbleibender Geschwindigkeit und es rumpelt halt mal ein bisschen mehr. Nur vor den ganz großen “Hindernissen” hat er dann doch Respekt und macht lieber langsam.

Ich will mir lieber nicht vorstellen, wie der Verkehr in einer größeren Stadt aussieht, wenn auf den “Landstraßen” schon ein kleines Überholchaos herrscht und jeder einfach fährt wann er denkt. Aber es klappt irgendwie eben doch. Einfach immer schön viel Hupen und dann weiter aufs Gas 😀

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