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Erste Eindrücke

Mein erster richtiger Blogeintrag, hurra!

Ich bin mittlerweile seit ungefähr 1 1/2 Wochen in Playas und mir geht es echt gut hier. Und so langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich richtig ankomme und mich an alles gewöhne.

Meine Gastfamilie ist suuper lieb und ich fühle mich sehr wohl bei ihnen. Ich wohne bei Alex und seiner Mutter, also meiner Gastmama. Tagsüber sind auch noch meine beiden kleinen Gastgeschwister (die Kinder von Alex‘ Schwester) da, die soooo niedlich sind und abends auch noch seine Schwester. Am Wochenende ist oft noch seine andere Schwester zu Besuch, die mit ihrem Mann in Guayaquil wohnt. Alex arbeitet wie wir MoGs im Centro Intercultural (oder auch CIC oder Casique Tumbala genannt) und kennt das MoG-Projekt in Playas schon seit Anfang an. Er ist sehr engagiert und total liebenswert. Ich habe das Gefühl, dass ich bei ihm und seiner Familie richtig gut aufgehoben bin:). Und es ist natürlich sehr praktisch für mich, dass er MoG kennt und weiß, wie die Freiwilligen ticken. Außerdem nimmt er mich manchmal auf seinem Motorrad mit (allerdings bete ich jedesmal, dass wir heil ankommen, der ecuadorianische Fahrstil ist definitiv gewöhnungsbedürftig, wie vieles hier).

Meine Gastfamilie wohnt mit unserem Hund Yogi in einem kleinen Häuschen an einer der Hauptstraßen in Playas, ungefähr 10 Minuten zu Fuß vom Kulturzentrum entfernt. Ich habe hier auch ein Fahrrad, das ich benutzen kann, aber die Räder müssen nochmal aufgepumpt werden, deshalb laufe ich im Moment immer dort hin. Es ist zumindest tagsüber recht sicher in Playas, wir Gringos können uns mehr oder weniger frei auf den Straßen bewegen, abends oder wenn der Weg zu lang ist, nimmt man sich ein Tricimoto oder ein Taxi. Trotzdem ziehen wir immer alle Blicke auf uns, dafür sind Hellhäutige dann doch zu selten in Playas.

Ich habe ein eigenes Zimmer mit einem großen Bett, Schrank und Tisch (und sogar einem Fernseher, den ich aber eigentlich gar nicht bräuchte, denn in fast jedem Raum steht ohnehin einer, der fast den ganzen Tag über läuft), und zu meiner großen Freude einen eigenen Eingang und einen Schlüssel! So kann ich abends, wenn ich spät noch unterwegs bin, nach Hause kommen, ohne jemanden wecken zu müssen. Erstaunlich, wie normal es schon für mich ist, unter einem Moskitonetz zu schlafen oder der ein oder anderen Kakerlake oder Mini-Eidechse über den Weg zu laufen. Die Kakerlaken sind aber echt groß hier, das find ich eher nicht so witzig. Die werde ich in Deutschland definitiv nicht vermissen.

An was ich mich noch nicht gewöhnt habe, ist der Lärm. Es ist wirklich immer super laut hier und wenn ich „super laut“ und „immer“ sage, meine ich SUPER LAUT und IMMER. Durch die Hauptstraße und das natürlich-nicht-Schall-isolierte Haus (oben am Dach ist alles offen) ist der Lärm des Straßenverkehrs wirklich nicht zu ignorieren. Die Autos und LKWs haben auch nichts Besseres zu tun, als vor unserem Haus nochmal richtig aufs Gas zu drücken und den Motor so laut brummen zu lassen, dass du denkst, es startet eine Rakete neben dir. Und das ist echt keine Übertreibung. Ich bin eigentlich nicht sehr lärmempfindlich, aber so laut hätte ich es mir nicht vorgestellt.
Außerdem hupen alle Ecuadorianer wie verrückt. Sie hupen vor jeder Kreuzung (weil grundsätzlich nicht nach den ohnehin nicht existierenden Verkehrsregeln gefahren wird, sondern einfach so drauf los), sie hupen zur Begrüßung, sie hupen, um klar zu machen, dass es ein Taxi ist (aber da fast alle Autos Taxen sind, ist das eher sinnfrei), sie hupen uns Gringos und Gringas an und manchmal habe ich das Gefühl, sie hupen hier einfach nur, um zu hupen. Also das Hupen ist wirklich total nervig. Ich hoffe, das kann ich irgendwann ignorieren. Ach ja, was auch klasse ist, ist das Müllauto, das hier täglich, auch schon sehr früh morgens, durch die Straßen fährt und zwar mit einem eigenen laut ertönenden Müll-Song. Warum auch nicht.

Aber nicht nur der Straßenverkehr trägt zur konstant lauten Geräuschkulisse bei. In jeder ecuadorianischen Familie läuft nämlich, wie eben schon erwähnt, 24/7 der Fernseher auf gefühlter Maximallautstärke, damit auch die Nachbarn ein paar Häuser weiter ganz sicher mitbekommen, was geguckt wird. Nicht, dass deren Fernseher nicht laufen würde. Meistens läuft ja schon der Fernseher im nächsten Zimmer…Laute Musik läuft auch zu jeder Tageszeit, auch nachts. Wenn dann der Fernseher oder Musik im Ausnahmezustand doch nicht läuft, kräht ein Hahn (oh ja, hier gibt es viele) und wenn kein Hahn kräht, bellt ein Hund (davon gibt es noch mehr). Hunde laufen wirklich immer und überall rum. Einige davon haben ein Zuhause, aber viele sind Straßenhunde. Man kann hier nicht mehr als 20 Meter laufen, ohne dass einem mehrere Hunde entgegenkommen oder im Weg liegen. Aber daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Solange sie nicht beißen, was mal vorkommen kann, aber eigentlich nicht der Fall ist, kann man die Hunde ganz gut akzeptieren.

Und noch eine weitere Sache: das Essen. In Ecuador spielt Essen eine große Rolle und wir MoGs haben jetzt schon das Gefühl, dass wir viiiel zu viel essen. In meiner Familie besteht eine Mahlzeit (also jeweils Mittag- und Abendessen) aus mindestens einer Suppe mit viel Fleisch und ein bisschen Gemüse und danach einer Riesenportion Reis, manchmal Gemüse, Kartoffeln oder Nudeln dazu oder ein bisschen Salat und dazu nochmal Fleisch. Sehr. Viel. Fleisch.
Fleisch und Reis wird immer zu allem gegessen und nimmt ungefähr 90% des Gerichts ein. Mit dem Fleisch habe ich mir das eigentlich nicht so vorgestellt, aber mal sehen, bis jetzt halte ich tapfer durch und esse immer alles. Ich muss aber sagen, dass das Essen hier fast immer super lecker ist.. Was auch sehr gut schmeckt und leider nicht wirklich gesund ist, ist Pan (so eine Art Milchbrötchen). Ist nicht gerade vorteilhaft, dass auf dem Weg zum CIC eine Pan-Bäckerei liegt, die verdammt leckeres Pan verkauft. Und hier in Ecuador gibt es total leckere frittierte Snacks, die man theoretisch auch zu jeder Tageszeit essen könnte. Aber gut, der Magen wächst ja mit seinen Aufgaben ;). Ach ja, zu jeder Mahlzeit gibt es in meiner Familie außerdem frisch gepressten Jugo, also Saft, der aus allen möglichen Früchten frisch von meiner Gastmama gemacht wird. Ich hab noch nie so leckeren Saft getrunken (wahrscheinlich ist der auch so lecker, weil viel Zucker reingetan wird haha) und werde den in Deutschland wirklich sehr vermissen.

Und wie läuft es sonst so?
Was das Spanisch-Sprechen angeht, merke ich jeden Tag einen kleinen Fortschritt. In der letzten Woche hat sich mein Gehirn wieder an die wenigen Spanischkenntnisse, die ich aus der Schulzeit habe, erinnert und ich kann más o menos ein einfaches Gespräch führen. Auch wenn die Hälfte noch aus „Como?“ (Wie bitte?) und „No entiendo“ (Ich versteh nicht) besteht, es klappt schon ganz gut! Die Eccis verschlucken leider viele Buchstaben, vor allem das S, und reden zusätzlich sehr schnell, was das Verstehen nicht einfacher macht. Aber mein Sprachverständnis ist schon gewachsen und mit der Sprache mache ich mir keinen Stress. Das kommt schon noch.

Ansonsten war ich in den letzten Tagen viel mit Anne und Jana (und jetzt auch mit den anderen Freiwilligen) unterwegs, zwei MoGs, die bis vor einem Jahr 9 Monate in Playas gelebt haben, die Projektleitung übernommen haben und diesen Sommer zu Besuch sind, um alles zu organisieren und einige Sachen zu regeln. Die beiden haben mich am Anfang und jetzt immer noch überall mit hingenommen und mich allen möglichen Leuten vorgestellt. Es ist wirklich eine große Hilfe, dass sie hier sind und alles und alle kennen, vor allem für mich, da ich abgesehen von den beiden für fast eine Woche die einzige Freiwillige in Playas war. Seitdem sind noch 4 andere gekommen, Lenka, Justus, Niklas und Elise und heute kommt Aenne an, aber sie wird noch 2 Tage in Guayaquil verbringen. Dann sind wir vollständig! Am Mittwoch fahren wir alle nach Guayaquil, um die Freiwilligenvisa bestätigen zu lassen und nehmen sie danach mit nach Playas.

Bis jetzt waren wir fast jeden Tag im CIC (das Kulturzentrum, in dem wir unterrichten) und vor einigen Tagen gab es eine Reúnion für alle neuen Schüler, die ein Instrument lernen wollen und ins CIC gekommen sind, um sich einzuschreiben. Danach haben wir angefangen, die Stundenpläne zu erstellen. Ich habe schon ein paar Stunden Geige unterrichtet, aber zum Unterrichten werde ich bald etwas erzählen. Und ich habe übrigens schon ein Konzert miterlebt, 2 Tage nachdem ich angekommen bin gab es den „Viernes culturales“ (kulturellen Freitag). Das ist anscheinend eine neue Sache hier. So um die 10-15 Schüler (inklusive Anne, Jana und mir) haben vorm Rathaus ein kleines Open Air Konzert gegeben. Hat erstaunlicherweise gut geklappt, bin mal gespannt, wie die weiteren „Viernes culturales“ so werden, vor allem dann vielleicht auch mit neuen Schülern.

Ansonsten waren wir jetzt schon oft am Strand, der wirklich traumhaft schön ist, haben uns mit verschiedenen Leuten getroffen, die hier alle total nett und offen sind, waren abends schon öfter unterwegs und ich versuche auch, genug Zeit mit meiner Familie zu verbringen, vor allem mit meinen kleinen Gastgeschwistern. Die freuen sich immer so, wenn ich da bin und ich mich auch, sie zu sehen. Mal sehen, wie sich das so einpendeln wird und wie oft ich zu Hause/unterwegs bin. Aber auch dazu später mehr.
Und ach, noch eine Sache, ich habe vorgestern mit meiner Gastfamilie aus der Spielesammlung, die ich ihnen mitgebracht habe, das Brettspiel „Fang den Hut“ gespielt. Nachdem ich ihnen irgendwie auf Spanisch erklären konnte, wie es funktioniert, was leichter gesagt als getan war, war es ein großer Spaß und hat mich ein bisschen an Deutschland erinnert.

Ich glaube, das war’s erstmal! Tut mir leid, dass der erste richtige Eintrag schon wieder recht lang geworden ist, aber es gibt einfach so viel zu erzählen… Ich habe die Aktivitäten der letzten Woche nur sehr knapp zusammengefasst, weil ich dachte, dass meine ersten Eindrücke interessanter sind als das, was wir gemacht haben, aber jetzt habe ich doch einiges weggelassen, es ist einfach zu viel passiert. In Zukunft werde ich wohl mehr zu meinem Alltag und unseren Unternehmungen erzählen.

Und Bilder gibt es bald im nächsten Eintrag!

Ich freue auch sehr, von euch zu hören, bitte erzählt mir, was in Deutschland so läuft!
Liebste Grüße

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Lea

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