„Lass mal noch ein Konzert machen, bevor ich fliege…“ – „Ja, nice. Bin ich dabei. Wann denn?“ – „Also Sophie und ich wollten so ab dem 14. März reisen gehen…also irgendwann davor wäre schön.“ „Gut, dann also am 13.3.“
So schnell lässt sich ein Konzert planen. Das Datum stand zumindest schon einmal. Jetzt ging es darum, mit Schülern zu proben, Stücke vorzubereiten und auch der Band und dem ecuadorianischen Gitarrenlehrer bescheid zu sagen.
Die Proben laufen, es sind noch zwei Wochen bis zum Konzert. Neben der Vorfreude kommt zwischendurch auch der Zweifel auf, ob man alles schaffen wird und ob die Schüler bis zum Auftritt ihre Stimmen noch ein bisschen verfeinern werden.
Mit der Administration im Kulturzentrum ist mittlerweile auch alles abgesprochen, Audio und Technik bekommen wir vom Rathhaus. Zum Glück- denn wir mussten extra mehrfach im Rathhaus nachfragen. Die letzte Unsicherheit, ob wir die Ausrüstung tatsächlich bekommen werden wird zum Glück am Tag des Konzertes verdrängt. Sogar vor 15 Uhr stehen Lautsprecher und Mikrofone sowie meterlange Kabel auf der Bühne. Dann kann ja jetzt fast nichts mehr schief gehen. Nach und nach treffen die Schüler ein. Die letzten Generalproben laufen, während schon Soundchecks gemacht werden. Wir stellen Stühle fürs Publikum auf und bauen auch auf der Bühne alles auf – Schlagzeug, Klaviere, Notenständer und und und. In der Zwischenzeit proben meine Geigenschüler selbstständig und freiwillig weiter, was mich stolz und glücklich macht. Sie sind motiviert und freuen sich, auch wenn bei dem ein oder anderen die Anspannung doch zu merken ist. Aber ein bisschen Lampenfieber gehört schließlich auch dazu!
Typisch ecuadorianisch sitzen gegen 18 Uhr – geplanter Konzertbeginn – kaum Leute im Publikumsraum. Irgendwann etwas später, zur hora ecuatoriana, eröffnen wir Freiwilligen das Konzert mit Mamma Mia, einem ABBA-Song, den sogar die Leute hier in Ecuador kennen. Danach folgt eine kurze Ansprache, in der wir alle herzlich willkommen heißen und viel Vergnügen beim Konzert wünschen.
Es folg erneut ein Lied von ABBA – Souper Trouper. Deutlich unbekannter hier, bringt aber trotzdem gute Stimmung. Danach präsentiert sich Roberto mit seinen Gitarrenschülern. Jetzt wird es spannend. Auf dem Programm steht „ensamble de violines – Bella bimba“. Meine Geigenschüler und ich sind also an der Reihe. Es läuft nicht alles perfekt, den gemeinsamen Anfang haben auch nicht alle mitbekommen und doch gehen nach dem italienischen Kinderlied alle froh und voller Stolz von der Bühne. Für einige war es das erste Konzert nach nur einigen Monaten Unterricht, für andere ist ein Konzert schon fast nichts besonderes mehr. Und trotzdem hat es allen Spaß gemacht. Und das ist unser Ziel gewesen. Wir wollen keine perfekte Präsentation, makellose Auftritte. Das Wichtigste ist es, die Freude an der Musik zu teilen, Freunden und Verwandten zu zeigen, was man in letzter Zeit gelernt hat und gemeinsam mit anderen Spaß zu haben. Und das das geklappt hat, sieht man nicht nur meinen Geigenschülern an, sondern allen, die sich bei unserem kleinen Konzert dazu entschlossen haben, etwas vorzuspielen. Egal ob es der 6jährige Klavierschüler ist, der erst seit wenigen Wochen sein Instrument lernt oder eine junge Frau, die seit Jahren ihre Liebe zum Gesang mit ihrem Umfeld teilt.
Im weitern Verlauf des Konzertes sind Duos zu hören, sowohl mit zwei Celli als auch mit Klavier und Gesang oder zwei Gitarren, Bands präsentieren sich, Schüler spielen Solis…von allem ist etwas dabei. Kurz vor Schluss spielen wir Freiwilligen noch ein paar Stücke, spätestens bei unserem neuen Lieblingslied „Whenever, Wherever“ von Shakira singen auch die Leute aus dem Publikum mit und genießen die Musik in der warmen Abendluft.
Nach dem Konzert ist Zeit für Fotos und wir räumen alles wieder auf. Unwissenden wird in den nächsten Tagen kaum auffallen, was hier in der Nacht zuvor passiert ist. Uns alle jedoch, hat dieses Konzert bewegt, beglückt und vor allem ganz viel Freude bereitet und viele Schüler – auch wir Freiwillige – haben neue Erfahrungen gesammelt, die sie nicht mehr missen möchten.
Für mich war dieses Konzert vorerst das Ende meiner aktiven Zeit hier im Cacique. Ich werde mit Sophia etwa einen Monat reisen gehen und unser lieb gewonnenes zweites Heimatland besser kennen lernen. Danach heißt es für mich Abschied nehmen. So kommt es, dass nach dem Konzert nicht nur bei mir ein paar Tränen fließen, auch meine kleinen Cousinen sind traurig über den nahenden Abschied und einige Schüler und Freunde verabschieden sich schon jetzt schweren Herzens von mir. Trotz der vorhandenen Traurigkeit bin ich doch froh, dieses tolle Konzert auf die Beine gestellt zu haben und stolz darauf, was unsere Schüler und wir an diesem Abend und in den letzten Wochen und Monaten geleistet haben!
Dieser Beitrag ist im Reisetagebuch von Alix Teschke erschienen.