Was fällt einem schon ein – in Amsterdam am Flughafen, mit etwas Restalkohol im Blut – an genau dem selben Tisch, an dem man vor fast drei Monaten schon einmal saß und den gleichen Kaffee getrunken hat, als wäre es gestern gewesen?
Gar nichts fällt mir ein, bis auf das Gefühl, dass der Kaffee in der Zwischenzeit viel teurer geworden zu sein scheint….
Aber gerade eben im Flugzeug hatte ich kurz Zeit und genügend Höhe, um ein bisschen in den Spielregeln des Geschehens da unten nachzulesen – und machte dabei eine weltbewegende Entdeckung: Im Kleingedruckten der Spielregeln fand ich den unauffälligen Hinweis, dass überall auf der Erde kleine Geheimtüren versteckt sind. Die Spiel-Teilnehmer müssen genauestens hinsehen, um überhaupt eine solche, versteckte Tür zu entdecken. Hinter diesen Türen können sich unbekannte Welten mit spannenden Abenteuern, unendlich vielen Schätzen, aber auch Ungeheuern und Labyrinthen verbergen.
Wenn ein Teilnehmer es tatsächlich geschafft hat, eine solche Tür zu finden, so hat er die Wahl, das Risiko auf sich zu nehmen und hineinzugehen… oder draußen zu bleiben und die Tür wahrscheinlich nie wieder zu finden.
Ich habe also alles richtig gemacht! Und dies, auch ohne diese Spielregel gekannt zu haben:
Als ich vor vier Jahren zufällig mit ganz viel Glück eine solche Geheimtür aufstieß, ließ ich mich in meinem jugendlichen Leichtsinn ohne zu überlegen tief hineinfallen. Ich bekämpfte ein paar Ungeheuer und fand dafür viele Schätze, die mich unendlich reich machten. Aber dann verlief ich mich in einem Labyrinth und kam fast zwei Jahre nicht wieder raus. Außerdem waren die Schätze viel zu schwer, ich konnte sie gar nicht alle alleine tragen!
Ich saß fest, stinkreich, in einem Labyrinth hinter einer Geheimtür und brauchte Hilfe.
Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Und ich dachte mir: Vielleicht geht ja das auch umgekehrt: Wer selbst hineinfällt, gräbt anderen eine Grube!
Also fing ich an, die Geheimtür kenntlich zu machen und die Grube zu graben für andere… Reinfallen konnte ich nicht mehr, ich saß ja bereits drin.
Und wirklich – es purzelten nach und nach immer mehr starke, mutige, abenteuerlustige, schlaue und einfach supercoole Mitspieler und Persönlichkeiten durch die Geheimtür. Sie halfen mir aus dem Labyrinth heraus und ich konnte fast all meinen Reichtum mit ihnen teilen. Gemeinsam waren wir stark und konnten noch viel größeren Herausforderungen trotzen und Schätze von unschätzbarem Wert entdecken.
Diese Schätze sind schwer zu beschreiben. Es handelt sich hierbei um ein physikalisch noch nicht erklärbares Phänomen, welches manch einen Forscher bereits in den Wahnsinn getrieben hat. Das Kleingedruckte der Spielregeln definiert diese Schatz-Art als
„(…) nicht materieller Art. Das Hauptmerkmal dieser Schätze besteht darin, dass ihr Wert durch Teilen mit anderen Mitspielern nicht geringer wird, sie jedoch leichter zu tragen werden.
Zudem werden diese Schätze durch eine begehrte Substanz freigesetzt, die durch Weitergabe oder Kombinieren der Fähigkeiten der Mitspieler untereinander entsteht (…)“
(vgl. Kleingedrucktes, Spielregeln).
Es ist natürlich auf Dauer ganz schön anstrengend, immer neue Abenteuer zu erleben, Ungeheuer zu bekämpfen, Höhen zu erklimmen und Tiefen zu durchwandern, sich in Labyrinthen zu verlaufen, wieder herauszufinden…. und selbst die Schätze können ab und zu trotz aller Lastverteilung dennoch sehr schwer wiegen.
Deshalb müssen wir Teilnehmer immer wieder den Ausgang finden, um aus der Tür hinauszuklettern, uns auszuruhen (und unsere Wunden zu lecken ;-)) – meist erschöpft aber glücklich!
Es ist für mich schwer, die Frage „Wie war´s?“ zu beantworten. Es ist eine Welt, die den ersten Amsterdam-Kaffee von dem zweiten trennt, eine Welt, die inzwischen meine zweite Heimat geworden ist und die ich nur schweren Herzens auf ein freundliches „gut“ reduzieren kann.
Wenn es aber jemand wirklich wissen will: Ich, und viele Spiel-Teilnehmer, die mit mir in diese Grube gefallen sind, wissen, wie man die Tür dazu findet. Wir können den Eingang zu dieser Zauberwelt vielen interessierten, neugierigen, abenteuerlustigen, starken, schlauen, mutigen und vor Allem musikalischen Spiel-Teilnehmern zeigen.
Wahrscheinlich gibt es unfassbar viele solcher kleiner Zauberwelten auf dem Spielfeld Erde. Die meisten bestimmt noch unentdeckt. Vielleicht liegt das daran, dass viele Mitspieler noch nie etwas von diesen Zauberwelten hinter den Geheimtüren gehört haben… und natürlich den Schätzen, die dahinter verborgen liegen können.
Deshalb erzähle ich diese Neuigkeit, damit jeder die Chance hat, diese Türen, die er vielleicht schon 100 Mal gesehen hat, als eben solche Geheimtüren zu identifizieren.
Und ich empfehle jedem zu versuchen, sie richtig weit aufzumachen und genau hinter die Fassade zu gucken! Viel Spaß beim Suchen…. noch mehr Spaß beim Finden!
Liebe MoGs 2009, ihr ward ein geiles Team, wir haben (gefühlt) so effektiv gearbeitet wie noch nie!
Ich weiß nur zu gut, dass es manchmal schwer ist, zwischen unseren Rollen als Lehrern/MoGs/Leitern/Gastgeschwistern und eigentlich zuallererst Freunden zu differenzieren. Und zudem nicht zu wissen, wo das Ganze eigentlich mal hinführen soll.
Aber vielleicht liegt ja der Charme und die Ressource dieses Projekts gerade in der Tatsache, dass die Kollegen gleichzeitig Freunde, die Lehrer gleichzeitig Gastgeschwister, die Schüler gleichzeitig Beschützer, Gastgeschwister und Freunde sind. Und dass sich alles miteinander in einem ständigen Entwicklungsprozess befindet, der uns permanent dazu aufruft, genau hinzusehen und immer wieder Fragen aufzuwerfen.
Dadurch hat alles, was wir (Deutsche und Eckies) tun, etwas mit uns zu tun. Genau das ist einerseits so herausfordernd, aber andererseits sehr lebendig und wunderschön!
Mir hat folgendes Zitat von R.M. Rilke in vielen Situationen weitergeholfen:
„… und ich möchte Sie, so gut ich es kann,
bitten Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und
zu versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene
Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben
sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht
gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es
handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen.
Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines
fernen Tages in die Antwort hinein.“(R.M. Rilke)
Ganz speziell muss ich an dieser Stelle noch meinem treuen Beschützer, Begleiter und vor allem besten Freund Rodolfo danken, der mich, wenn ich in Ecuador lebe, bedingungslos und sicher durch alle Höhen, Tiefen, brenzligen Situationen und Postkartenmomente begleitet!
Mil Gracias an alle Musiker ohne Grenzen, die das Projekt bisher so engagiert und dabei (mehr als) freundschaftlich unterstützen!
Dieses Jahr ganz besonders Danke an Spangi und Benni, dass ihr entscheidende Initiative gezeigt habt, als ich gerade nicht die Motivation hatte: Es hat so gut getan zu merken, dass jemand anders meinen Part übernimmt, wenn ich es gerade nicht hinbekomme.
Ganz doll Danke an Nikolai, dass du unsere Vor- und Nachbereitungswochenenden auf dem wunderschönen Gut Lanken organisierst!
Außerdem Danke an Sophia, Markus und Hannah, für das Vertrauen dass ihr mir und MoG entgegengebracht habt, indem ihr gleich bei der ersten Sitzung verbindlich zugesagt habt, so dass das Projekt zu dem frühen Zeitpunkt auf jeden Fall stattfinden konnte! Dasselbe gilt für Christoph und Christopher, die später, ohne mit der Wimper zu zucken, auf den fahrenden Zug aufgesprungen sind.
Liebe Kiki, Katja, Benni und Annika: Es war soooooo toll, dass ihr zum 2. Mal dabei ward. Das war eine Riesen- Hilfe, schon im Vorhinein, ob ihrs gemerkt habt, oder nicht!
Und Heri: Dich hat sowieso der Himmel geschickt, Danke dass du deine Urlaubspläne umgehend zu unseren Gunsten geändert hast und sofort zu 100% dabei warst als wärest du schon immer dabei gewesen!
Ich hab euch alle auch außerhalb des Projekts sehr lieb, schön dass es euch gibt!
Magdalena Abrams, Nov. 2009
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