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Mixto días

Die Highlights der Woche kann man kaum unter eine Überschrift packen. Ich fange einfach mal an von meinen Erlebnissen zu berichten.

Montag war Julemas 24. Geburtstag. Den ganzen Tag über ist eigentlich gar nichts passiert, bis auf das „Haddi Bursdai“-Lied in Dauerschleife auf VOL max., das zumindest von der Melodie an ein altbekanntes Geburtstagslied erinnerte. Das fing um 6:54 an und hat mich quasi aus dem Bett geworfen. Während das restliche Haus, die Töne weiter friedlich schlummernd in ihren Traum aufgenommen haben.Vielleicht hat meine Gedanken jemand gehört, denn um 7:40 flog die Sicherung raus und es war erstmal wieder Ruhe. Das war sozusagen mein Geschenk für den Tag!

Erst spät am Abend, ich schon in Jogginghose, weil ich dachte es passiert nichts mehr, hieß es: „Carro, Carro!“ Alles klar, dann schauen wir mal. Julema, Gastmama, Onkel und ich düsen ins Zentrum und kaufen erstmal ein Eis. ¡Me gusta!Im Supermarkt wird Schnaps, Wurst und Limonen gekauft, in der Pastelleria eine Sahnetorte. Doch bevor wir wieder nach Hause fahren, sitzen wir auf Plastikstühlen am Strand und der Plan ist offensichtlich dort zu dritt die Flasche Schnaps und die Wurst mit darübergeträufelter Lemone zu verzehren. Alles klar, denke ich mir, unauffällig mitmachen und dafür sorgen, dass die Fragezeichen in meinem Kopf nicht sichtbar werden.Um Mitternacht gibt es dann endlich die Torte zuhause, das heißt, es wird erstmal posiert für die Fotostrecke auf Lokis und dann das Gesicht in die Torte gedrückt. Aus der Tradition entspinnt sich eine mittelgroße Sahneschlacht und ein weinendes Kind, dem Sahne in die Träume geraten ist. Der Kuchen an sich war ziemlich nichts sagend und ich war froh, einfach nur die Sahne von meinem Gesicht lecken zu können.

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 Am Donnerstag haben wir, Insa, Doris und ich eine Schule besucht, in der wir vormittags in kleinen Gruppen Blockflötenunterricht geben können.Die Schule hat nur ungefähr 40 Schüler und eine wahnsinnig nette, flexible Direktorin, die uns zweimal die Woche eine Stunde zur Verfügung stellt. Zuerst wollen wir das Blockflötenprojekt machen, aber auch ein Chor oder Rhythmusgruppen kann ich mir dort total gut vorstellen! Super gut, dass das geklappt hat!

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Für Samstag stand die große Fiesta für Julema und ihr Kind, Juviliana, an, die am Sonntag 2 Jahre alt wurde. Am Abend vorher wurde Unmengen von Essen geliefert, Berge von Yuka, eine Bananenstaude mit 50 Verdes, Orangen, und dieser Fisch. Das Wichtigste schien natürlich erstmal, jeden einzeln mit dem Monster abzulichten, aber das war es auch wert. Ich denke mein Essen wird in den nächsten Tagen nicht ganz so abwechslungsreich, Fischli-Stunden!

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Der Plan von meiner Seite aus Essenstechnisch war, einen Schokoladenkuchen zu backen, so etwas gibt es hier nämlich überhaupt nicht. Schon zwei Tage vorher habe ich mal vorsichtig nachgefragt, ob der Ofen eigentlich trotz seines Aussehens funktioniert: „Si, si!“ Also gut, ich wage mich an das Projekt doch dazu später. Der Kindergeburtstag war ein reines Amüsement. Die Kinder standen in 2 Reihen vor den Eltern, die im Stuhlkreis auf Plastikstühlen alle Viertelstunde mit Keksen, Bonbons und Cola versorgt wurden, und tanzten. Ich glaube in Deutschland tanzen Kinder nicht, und ich bin mir noch unsicher, ob das vielleicht besser so ist. Auf: I’m sexy and i know it, wird geshaked, was geshaked werden kann, auch wenn es noch nicht da ist. Die skurrilste Situation war glaube ich, dass meine Cousine 1 Stunde lang ihren Opa angebaggert hat, durch ihre Dancemoves, als würde sie ihn gleich zu sich und den Kuscheltieren einladen wollen. Lieber Kassel-Opa, ich werde dir das nicht vorführen. Ich hoffe du nimmst mir meine Entscheidung nicht übel! Ein Clown hat das ganze Fest übrigens mit Spielen, Tanzwettbewerben und Süßigkeitenwerfen moderiert, bis jeder Gast sein nach-Hause-Tortenstück in der Hand hielt.

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Juviliana selbst hat übrigens den ganzen Geburtstag über geschlafen und als sie zum Kerze auspusten aufgeweckt wurde, hat sie auch die letzten Gäste durch ihr Geschrei zur Tür hinausbegleitet.

Die Fiesta für die Großen sollte um 9:00 beginnen, um halb elf wurde geduscht und geschminkt, bis Mitternacht (!) Fotos in verschiedenen Konstellationen und Kussmündern geschossen. Manchmal weiß ich nicht, ob ich so mit 24 wieder werde! Abgeschreckt von den Mädels hier, vielleicht aber eher nicht. Die Partygesellschaft bestand, für einen 24. Geburtstag, aus erstaunlich wenigen Jugendlichen! Hauptsächlich Familienfreunde und Verwandte 40 aufwärts schwangen das Tanzbein, aber zumindest wurden die Plastikstühle weggeschoben. Um halb zwei wurde meine Kuchenform endlich frei vom letzen Stück Truthahn und ich konnte anfangen zu backen.

Erstens: Backofen auf 180° C vorheizen. So, wie geht denn jetzt der Ofen an? „Der geht nicht, das Gas ist leer.“ For real? Warum frage ich eigentlich? Ok, ich kann vielleicht bei der Nachbarin backen, kein Problem. Ich laufe rüber, um festzustellen, was ein Gasofen ist. Flamme an: Heiß. Flamme aus: Kalt. Puh – ich habe echt gedacht, das wird was. Mit der Unterstützung von Nanyeli, meiner vierzehnjährigen Schwester, haben wir einen Teig zustande gekriegt und ich bin mit der gefüllten Form wieder zur Tante gewatschelt. Es gab kein Blech, also musste ich den Kuchen einfach auf den Boden direkt über der Flamme stellen. Um mal kurz das Rezept zu zitieren: Zunächst 30 Minuten bei 180° C backen, dann weitere 30 bei 160° C. Ich habe wirklich gebetet, dass man wenigstens irgendwas schokoladiges löffeln kann am Ende. Nach 10 Minuten roch es super verbrannt und ich habe beschlossen, dass der Kuchen erhöht werden muss. Mit einem Topf unter der Auflaufform habe ich den Kuchen weitere – angenehm ruhige – Minuten im Nachbarhaus mit Buch bewacht und schließlich um 3:06 serviert.

Bis auf die untere Kruste war der Kuchen essbar und für die provisorische Backweise richtig lecker! Puh. Challenge accepted.

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Zweieinhalb Salsastunden später habe ich meinen Koffer für Olón gepackt, mir Insa aus meinem Bett geschnappt und wir sind losgelaufen zum Busterminal.

Sonntag bis Dienstagmorgen waren wir dort, Zoe, Rebekka und Debora besuchen! Olón ist ein kleines, grünes Dorf, direkt am malerischen Strand etwas nördlich an der Küste gelegen. Das Wetter war zwar verhangen, aber die Stimmung war wie immer super! Ich habe bei Rebekka in ihrem Schuppen übernachtet und es war wirklich wie Urlaub, ohne Hunde, Hähne und Kinder bis 9:05 (!!!) ausschlafen zu können! Nach einem Strandspaziergang haben wir dort Picknick gemacht. Pfannkuchen mit Bananen oder Guacamole, dazu frische Ananas. Es war so ein tolles Essen, nach 4 Wochen täglich Reis mit Fisch oder Fleisch, da sind meine „ich-freu-mich-auf-das-Essen-in-Deutschland-Gefühle“ gleich etwas geschrumpft.

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Ich besuche die Mädels echt gerne, es ist immer wie eine Wiedervereinigung mit langen Erzählrunden, Lachflashs über die Kopfschüttel-Ereignisse hier und Ferien von Rumsitzen und Nichtstun.

Am Sonntagabend entspann sich noch eine weirde Situation darüber, dass sich deren Gastfamilien beschwert haben, dass die Mädels zu wenig duschen. Alle zwei Tage würde nicht reichen, sie duschen zweimal am Tag mit Haare waschen, das wäre wegen der feuchten Luft notwendig. Außerdem soll man eine Hose und einen Pulli nach einmal tragen waschen. Ich hab gedacht, ich spinne, als dann darüber diskutiert wurde, warum man in Deutschland eine Hose nach zweimal die Woche tragen nicht in die Waschmaschine schmeißt und warum man seine Regenjacke nicht mehr als einmal alle paar Monate wäscht. Ich glaube, zwischen meinen Lachtränen, dass die Leute ja hier noch nie aus einem Koffer gelebt haben. Man fährt hier so gut wie nicht in den Urlaub und daher wissen sie vielleicht nicht, dass man bei zwei langen Hosen im Gepäck diese nicht täglich waschen kann und will. Der Höhepunkt war dann, als sich der „Chef“ des Projekts, der MOG nach Olón geholt hat, sich vorsichtig erkundigt hat, ob die Mädels denn wenigstens Deo benutzen. Ich sage euch, manchmal ist hier verkehrte Welt. Die Schuhe werden bei Matschwetter jeden Tag gewaschen, zweimal am Tag die Haare gewaschen, aber in der Küche krabbeln die Ameisen durch Müsli und ölige Pfannen. Trotzdem, so was zusammen zu erleben hat auch was, wer weiß wie viele Momente noch kommen, in denen ich mich wieder zum Kopfschütteln und Lachen mit meinen Girls auf die durchgelegene Matratze in Rebekkas Schuppen wünsche.

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Meine fünfte Woche beginnt wieder in Playas mit Sonnenschein und Vorfreude auf die Ankunft der anderen Freiwilligen, mit denen wir endlich ein Team bilden!

Bis bald, eure Kulturschockbereite Paula

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