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Alltag kehrt ein..

So, jetzt bin ich also schon – oder erst? – vier Wochen hier. Ich habe mich super eingelebt, bin glücklich und zufrieden und esse so viele frittierte Dinge, dass ich wahrscheinlich auch schon gut zugenommen habe. Tja, es is(S)t, wie es is(S)t. Und es ist einfach lecker. 😉

Tortilla de harina - Streifen

Inzwischen kann ich auch von so einer Art Alltag sprechen. Zumindest habe ich für meine Schüler einen festen Stundenplan, sodass die Tage unter der Woche einigermaßen ähnlich ablaufen. Deswegen ist noch lange kein Tag wie der letzte, aber ich fange immer gleich nach dem „almuerzo“ (Mittagessen) an zu unterrichten und habe dann jeden Tag ca. 6 Schüler, die (fast alle) eine Stunde Einzelunterricht bekommen. Und weil es hier eine echte Besonderheit ist, dass jemand ein Instrument zum Üben zur Verfügung hat, kommen die meisten Schüler auch gleich zweimal die Woche. Damit nicht all das Gelernte bis zur nächsten Stunde komplett verschwindet…

Zu meinen Schülern gehören ganz unterschiedliche Leute; von spielerischen Grundschulkindern über Gitarren-/Gesangbegeisterte Jugendliche bis hin zur Lehrerin ist alles dabei und viele fangen ganz von vorne an. Außerdem kommen ständig neue Interessierte vorbei und wollen Klavierspielen lernen. Ich habe inzwischen schon angefangen Telefonnummern zu notieren, damit ich mich bei all den Neuen melden kann, wenn wieder Zeit ist! Auch von den Tänzern, die direkt vor der Tür ihre beeindruckenden Choreografien einstudieren, schauen ab und zu mal welche rein, hören interessiert zu und einige kleine Mädchen setzen sich, wenn’s frei ist, auch einfach mal ans Keyboard und wollen, dass ich ihnen etwas beibringe. Das ist schon eine ganz niedliche Atmosphäre.

(Das allen bekannte und meist geliebte Stück ist übrigens „Für Elise“, was hier ständig rauf und runter genudelt aus den Keyboards dringt. Jeder will es spielen, egal ob mit sechs Jahren in der zweiten Klavierstunde oder als Gitarrist mal eben so nebenbei. Eigentlich ein kleiner Horror, aber was soll man da machen…)

Tänzer in weiß

In der folgenden Woche wollen wir zwei übrig gebliebenen Playaner-Deutschen mal versuchen, einen Workshop zur Bodypercussion auf die Beine zu stellen. – Da bin ich echt gespannt, ob wir damit Erfolg haben…

Außerdem soll es hier im Centro intercultural nächsten Donnerstag eine Fiesta mit abschließendem Konzert geben. – Das einjährige Bestehen wird gefeiert. Ich war ganz überrascht, als ich erfahren habe, dass diese Einrichtung noch gar nicht so lange existiert! Dafür ist es total beeindruckend, was hier alles für Kurse stattfinden. Es gibt einen Chor, zahlreiche Malkurse, Ballett- und Tanzstunden für jedes Alter und viele verschiedene Workshops. Außerdem besitzt das Centro eine kleine Bibliothek und einen Fußballplatz, und ist für einige Kinder und Jugendliche auch so eine Art Nachmittagstreffpunkt. Dann schnappen sie sich selbst Gitarren (einige ehemalige Schüler von MusikerohneGrenzen geben nämlich auch schon eigenen Unterricht), setzen sich irgendwo nach draußen und fangen an zu singen. Dass all dies möglich ist, verdanken wir, glaube ich, hauptsächlich den total engagierten Koordinatoren und Leitern des Centros. Die beiden Hauptverantwortlichen begegnen auch uns „músicos sin fronteras“ total nett, hilfsbereit und lustig und verbreiten so jeden Tag eine super gute, entspannte Stimmung.

Centro intercultural

Alles in allem macht es eigentlich immer Spaß, sich zum Unterrichten ins Centro intercultural aufzumachen. Es war auch gar nicht so schwer sich einzufinden, obwohl ich hier meinen ersten richtigen Unterricht gegeben habe. Zwar läuft nicht immer alles total geplant ab – das ist bei der „ora ecuadoriana“ kaum möglich – aber zur Not überlegt man sich halt spontan, was man heute mit dem zufällig mal wieder gekommenem Schüler (eigentlich wäre der Bruder dran) machen kann. Und wenn dann an einem Tag wirklich mal alle vorgesehenen (oder auch andere) Schüler gekommen sind, merkt man abends auch, dass man den ganzen Tag auf Spanisch erklärt, in Ruhe vorgemacht und sehr geduldig zugehört hat. Dann freue ich mich auf zu Hause… wo die Kinder dann meistens auch schon warten…!

6 ninos gucken irgendwo hin

Picante o encebollado

Vormittags in Playas

Vormittags habe ich meistens die freie Wahl, zu tun oder zu lassen, was ich will. 🙂 Seit Anfang Mai sind die großen Ferien der Kinder vorbei und die drei kleinsten haben vormittags Schule, sodass morgens immer etwas Ruhe ins Haus einkehrt. Ich kann dann an den Strand gehen, mir von netten Ecuadorianern das Surfen beibringen lassen, mir einen Sonnenbrand holen, Jugos und Batidos trinken und und und… Manchmal kommen die älteste Tochter und ihre Freundinnen auch mit – die ist nämlich schon auf dem Colegio und hat erst nachmittags Unterricht. Und wenn mal kein Strand ansteht, ist es auch nicht weit ins übersichtliche, niedliche Zentrum des Städtchens. Dann kaufe ich zum Beispiel mit meiner Gastmama ein, damit sie mittags eines ihrer unzähligen, leckeren Gerichte zubereiten kann. – Mann, mittags wird hier so viel gegessen (allerdings dafür fällt das Abendessen in meiner Familie ganz oft aus)! Und zu jedem Gericht gibt es zusätzlich noch Reisberge! Egal ob Cebiche de cameron, Picante, Chaulafan, Sopa de queso, caldo de bolas – ich glaube, ich muss mir hier ein ganzes Rezeptbuch schreiben! – mir schmeckt vieles, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte.

 

Ehemals ein Motorrad – inzwischen ein praktisches Dreiradtaxi = das Trecimoto

Ehemals ein Motorrad – inzwischen ein praktisches Dreiradtaxi = das Trecimoto

Inzwischen kenne ich mich in Playas auch gut genug aus, um einfach so durch die Gegend zu laufen. Eigentlich kommt man sogar fast überall zu Fuß hin, allerdings sind nicht immer die dafür benötigten 20-30 Minuten Zeit oder es ist schon dunkel – und dann sollte man hier nicht mehr alleine auf der Straße sein. Aber das ist dann auch kein Problem, weil es mein neues Lieblingstransportmittel – das Trecimoto – gibt. Für 50ct. kommt man damit überall hin! Letztens ist es mir sogar passiert, dass ich ohne zu sagen, wo ich hin will, nach Hause gefahren wurde. Da war ich total überrascht; aber mich kennen inzwischen einfach schon fast alle hier! Auch die Nachbarn, Ladenbesitzer und Leute auf der Straße oder am Strand grüßen mich eigentlich immer nett, was ein total angenehmes Gefühl ist. …

Die Wochenenden unterwegs

Zwei der letzten Wochenenden habe ich mit ausführlichen Strandbesuchen in Las Valentinas oder am Playa paraíso von Engabao – ein Örtchen, in dem es auf den Straßen mehr Schweine als Einwohner gibt (aber davon ein andermal mehr) – verbracht. Wenn man mit Früchten vollgepackt an solche menschenleere Strände kommt, fühlt man sich schon ein bisschen wie im Paradies – ganz wie der Name schon sagt. Zusammen mit dem super Wetter kann man häufig gar nicht anders, als zu denken: Ich bin im Urlaub! Ja, die Lage von Playas ist schon ein riesengroßer Pluspunkt…

Ein drittes Wochenende war ich dann in Guayaquil und habe den Guasmo ein kleines bisschen kennengelernt. Hier unterrichten weitere „músicos sin fronteras“ – eigentlich ist es das Hauptprojekt in Ecuador – allerdings war vom Musikschulbetrieb am Wochenende nicht so viel mitzubekommen. Stattdessen sind wir in ein Konzert des Orquesta Sinfónica de Guayaquil gegangen, haben die „despedida“ einer deutschen Freiwilligen gefeiert und konnten uns tagsüber bei der stickigen Hitze halbtot schwitzen. Außerdem wurde am Sonntag der „día de la madre“ gefeiert und zwar nicht so langweilig wie in Deutschland: auf der Straße gab „fiestas“ mit viel Musik und Tanz – alle Leute, egal welches Alter sie hatten, haben getanzt! – und es wurden Mütter als „madre símbolo“ geehrt und beschenkt. So war auch dieses gesamte Wochenende eine interessante Erfahrung, die man nicht jeden Tag macht. – Dazu muss man wissen, dass der Guasmo zu den gefährlichen Stadtvierteln von Guayaquil gehört. Hier sollte keiner alleine auf die Straße gehen; Deutsche schon gar nicht…

Wie man sieht: auch die ältere Generation lässt sich das Tanzen nicht entgehen

Wie man sieht: auch die ältere Generation lässt sich das Tanzen nicht entgehen

Insgesamt bin ich also wirklich total zufrieden hier! Daran dass der Strom nicht selten ausfällt und einfach nie Essen im Haus ist, musste ich mich natürlich erst einmal gewöhnen. Aber egal aus welcher Situation – man muss einfach das Beste daraus machen. Heute sind aus Geldmangel, Stromausfall, einem riesen Hunger und vielen helfenden Kinderhänden richtig leckere Pfannkuchen („Panncaks“) und Batidos geworden. Also: es geht doch! Auch in Dunkelheit und mit nur ein paar Dollars!

Bis bald Ihr Lieben!

Schlaf in Las Valentinas - all

 

 

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