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„Du kannst doch nicht in ein Land gehen, ohne dessen Sprache zu beherrschen!“

Doch, das geht – und mittlerweile sogar schon gut.

Nachdem ich mit Erschrecken feststellen musste, dass ich jetzt schon drei Monate hier bin, bemerkte ich gleichzeitig, dass ich jetzt schon Gespräche auf Spanisch führen kann und nicht mehr auf den kleinen „Kauderwelsch- Sprachführer“ angewiesen bin, der vorher fast zu meinem täglichen Outfit gehörte. Natürlich machen sich die Leute immer noch einen Spaß draus, einem böse Wörter beizubringen oder über etwas zu reden, was man nicht versteht. Wirklich tiefgründige Gespräche sind eigentlich auch noch nicht drin, aber es fühlt sich trotzdem gut an, wenn man plötzlich sogar den einen oder anderen Satz im Fernsehen versteht!

Ja, wow, es ist schon wieder ein Monat vergangen, eigentlich wollte ich ein bisschen öfter Berichte schreiben, aber ich bemerke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Wenn ich daran denke, dass ich gar nicht mehr so viel Zeit hier habe, werde ich schon ganz traurig. In dem letzten Monat haben wir probiert, möglichst viel von unseren Vorstellungen zu realisieren, haben jede Woche ein Treffen mit den Schülern gemacht und auch ein bisschen was für die Öffentlichkeitsarbeit getan. So haben wir Deutschen den einen Abend im Park Straßenmusik gemacht und unsere Band der Musikschule hatte mittlerweile schon zwei Konzerte.

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Die Straßenmusik war echt super, alles so spontan, und plötzlich haben ganz viele Eccis mitgemacht, sich die Gitarre geschnappt und alle haben mitgesungen. Langsam bildet sich ein Kreis um uns, der regelmäßig in unserer Musikschule rumhängt und mit denen wir auch in unserer Freizeit Zeit verbringen. Das ist dann ganz cool, wenn man am Strand sitzt und die abendliche Bandprobe plant oder in der Disco am Tanzen ist und auf einmal wird besprochen, welches Lied als nächstes gespielt wird.

Die Torte für Oles Geburtstag am 5. Oktober ging leider etwas schief, in dieser befanden sich leider 150 Gramm Salz statt Zucker. Natürlich hat meine Familie sich einen Spaß draus gemacht und die Behälter nun beschriftet. Das mit dem Salz war eine Überraschung für Ole, komischerweise hat er sich aber gar nicht so doll gefreut, als sein Kopf in die Torte gedrückt wurde…

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Sonst waren Anfang Oktober Schulferien und der Unterricht lief ein bisschen anders als sonst, viele Schüler waren unterwegs, die Familie auf dem Land besuchen, oder kamen einfach spontan vorbei. Ja Spontaneität ist eine Sache, die man hier lernen muss. Bei uns war auch die Familie aus Guayaquil zu Besuch – da wars dann auch vorbei mit Ruhe und Privatsphäre. Zwischenzeitig habe ich mal gezählt, wie viele Menschen sich gerade in unserem kleinen Häuschen befinden und bin auf 20 gekommen. Ein paar auf dem Sofa, ein paar Kinder auf meinem Bett, ein paar am Esstisch und in unserem Hof oder Garten, oder was auch immer diese Bauruine neben unserem Haus darstellen soll.

Das war ziemlich witzig, mit den Cousins wurde es auch nie langweilig. Die Woche war ich kein Mal saliren, weil wir jeden Abend einen neuen Film geschaut haben. Das Filmgenre hat auch zum Glück meinen Geschmack getroffen: Es gab jeden Abend Horror & Zombiefilme ☺ ☺ -nein, das war schrecklich. Da kann die junge erwachsene 18-jährige Jana allein um die halbe Welt reisen, aber hat bei Horrorfilmen mehr Angst, als die kleinen 8 jährigen Jungs. Oh, und dann haben die sich alle immer noch einen Spaß daraus gemacht, dass ich so viel Angst habe und haben mich beim Schlafen immer erschreckt. Plötzlich kamen immer irgendwelche Zombiehände unter meinem Moskitonetz hervorgekrochen. Warum interessiert es hier niemanden, dass kleine Kinder Horrorfilme schauen? Im Reisebus laufen auch immer die schlimmsten Filme, voller Gewalt und Horror, aber dass da kleine Kinder sitzen und das sehen, juckt eigentlich eher niemanden.

Die Familie aus Guayaquil hab ich richtig lieb gewonnen, sie haben sich auch bestens um mich gekümmert. Beispielsweise haben sie sich, als sie meine schlimmen Beine gesehen haben, im Kreis um mich gesetzt und wirklich alles Mögliche, was sie finden konnten, darauf geschmiert – Alkohol, irgendwelche undefinierbaren Flüssigkeiten und Wundsalbe. Als sie dann Limone in meine Wunde tropfen lassen wollten, habe ich das eher dankbar abgelehnt, der Schmerz war schon groß genug.
Der Abschied von der Familie war irgendwie traurig. Sie haben mich gefragt, wann ich denn nach Hause fahre und ob ich nicht noch drei oder vier Tage länger bleiben kann, weil da ein riesengroßer Geburtstag ist, den sie nicht ohne mich feiern wollen… Nun gut, man soll ja nicht gleich wieder ans Ende denken, aber ich habe schon gemerkt, dass mir das alles hier schon ziemlich ans Herz gewachsen ist.

Wir haben uns am 15. Oktober nachts auf eine Reise gemacht und die kleinen Kinder haben mir in der Straße alle hinterher gerufen, dass ich nicht gehen soll und dass sie mich vermissen werden. Oh das war so süß!! Wir haben uns mal die Freiheit genommen, uns das Land etwas anzuschauen, und kamen aus dem Staunen eigentlich fast gar nicht raus. Ecuador ist so ein schönes Land ☺ Wir waren in Quito, Otavalo, Ambato und Banos. Eigentlich war noch ein Abstecher in den Oriente geplant, doch der musste leider verschoben werden, da Anne die Malaria-Tabletten nicht vertragen hat. Wir haben ziemlich viel gesehen und wenn man so ein bisschen in der Sierra unterwegs ist und dann dem Amazonas-Tiefland etwas näher kommt, sieht man, wie vielseitig die Landschaft und das Klima von Ecuador ist.
In Quito hat es auf dem Rucu Pichincha plötzlich gehagelt und wir konnten Schnee sehen, in Otavalo habe ich mir nen dicken Pulli und Schal gekauft und in Banos war es teilweise so heiß, dass wir gar keine Lust hatten, in den heißen Quellen baden zu gehen. Wenn man in Banos über die Brücken geht, wird einem schon hinterher gerufen, ob man nicht von dieser Brücke springen will. Ganze 20 Dollar kostet der Spaß und die Antwort auf unsere F rage nach der Sicherheit war: „Ja klar ist das sicher, wenn jemand sterben würde, würden ja keine Touristen mehr kommen.“ Also dachten wir uns – alles klar! Machen wir. Wir haben natürlich alle überlebt und die Mountainbike-Tour am nächsten Tag auch!

Nachdem wir dann am 25. Oktober den ganzen Tag mit Krankenbetreuung im Hostal verbracht hatten, haben wir uns am 26. wieder auf den Rückweg gemacht und nach einer Buspanne, die mit sehr alternativen Utensilien behoben wurde, sind wir abends wieder in Playas angekommen. Unsere Freunde hier lassen natürlich kein Wochenende langweilig werden, somit ging es dann gleich weiter ein bisschen Salsa tanzen. Der Unterschied zwischen der Sprache im Land war schon deutlich zu spüren. So konnten wir in der Sierra jeden klar und deutlich verstehen und mussten uns bei der Rückkehr erst einmal wieder an das „Genuschele“ an der Küste gewöhnen.

Es war ein super schönes Gefühl, wieder nach Playas zurück zu kommen und vor allem in die Musikschule. Die Woche wieder zu unterrichten hat richtig Spaß gemacht und die Leute, die da jetzt tagtäglich sind, sind halt auch super cool. Am Donnerstag dem 31. Oktober, gab es das erste Mal Deutschunterricht. Ich hatte erst ziemlich Angst, weil ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so viel von der deutschen Grammatik beherrsche, aber das war dann doch recht witzig. Wir hatten dann noch eine Reunion mit Alex vom Centro Intercultural und Seniora Pilar. Demnächst werden wir das Regelwerk unseres Projektes hier festlegen und planen mit Alex’ Hilfe auch einen Wochenendausflug mit unserer Gruppe in ein befreundetes Kulturzentrum.

Das folgende Wochenende war richtig wahnsinnig. Am Donnerstag gab es im Nachbarhaus von Ole eine Halloween-Party. Das wird hier ganz schön verrückt gefeiert. Da wurde dann auch gleich in Matthis Geburtstag reingefeiert. Erstaunlich, dass das Baby in dem Haus echt immer durchhält, ich glaub das war länger auf der Party als ich. Freitagmorgen haben sich Anne, Pablo und ich noch mal an das super leckere Schokotortenrezept getraut und diesmal auch Zucker statt Salz genommen.

Abends gab es ein Konzert im Centro Intercultural, zum Thema „traditioneller ecuadorianischer Musik“ mit einer Gitarrenwerkstatt, der Tanzgruppe Son Pacifico und einer Kindertanzgruppe. Danach ging es direkt zu Matthis Geburtstag. Da Matthis Eltern Köche sind, gab es erstmal ein super gutes Essen (Krebse, Kartoffeln, Reis, Salat) und zu späterer Stunde machten wir uns auf in Matthis kleine eigene Bude, um zu tanzen und – wie Matthi es so gerne hat: um ein bisschen zu raven!

Samstag gab es dann ein schönes entspanntes Lagerfeuer am Strand und Sonntag haben wir den ganzen Tag in Engabao mit Surfen verbracht. Am Sonntagabend haben Ole Anne und ich uns in Annes Haus zusammengefunden, um ein bisschen deutsche Fernsehqualität zu genießen und haben den Tatort geschaut ☺ Auch mal wieder entspannend, nicht nur dieses Jucks-Tv zu schauen. Obwohl, ich muss zugeben, ich habe mittlerweile 3-4 Sender gefunden, die man aushalten kann. Einmal Kanal 61- Deutsche Welle. Da laufen ordentliche Nachrichten und ganz viele Reportagen über Deutschland. Dann Kanal 57-MaxPrime. Hier gibt es englische Filme mit spanischen Untertiteln – supercool zum Spanisch lernen. Dann gibt es immer mal wieder auf verschiedenen Sendern doch ganz gute Sachen.

Es ist bereits der 5. Oktober, und ich habe mal wieder ewig gebraucht, diesen Bericht fertig zu kriegen. Heute habe ich aber Zeit, da mein Schüler mir für heute morgen abgesagt hat. Somit war ich am Strand joggen, bin jetzt allein zu Hause und habe gaaaanz viel Zeit, weil in drei Stunden erst mein Unterricht beginnt. Das wars erstmal wieder.

Ich sende ein bisschen Sonne nach Deutschland!

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