Meine Arbeit hier besteht aus den Gitarrenstunden, die ich unter der Woche nachmittags gebe. Wir unterrichten in einem Gebäude namens Centro Cultural, was eigentlich nur ein großer Raum mit einem E-Piano, einem Sofa und einigen Stühlen, schön bemalten Wänden und guter Akustik im Herzen von Olón ist.
An der Tür des Gebäudes hängt ein Zettel, dass wir hier Instrumentalunterricht geben. Meistens ist nachmittags irgendwer im Centro, also können Interessenten einfach vorbei kommen, Telefonnummern werden ausgetauscht und Termine für Unterrichtsstunden (hier Klassen genannt) festgelegt.
Das hört sich so zwar dynamisch an, aber in Wirklichkeit ging das mit dem Unterricht bei mir am Anfang relativ langsam voran. Tut es eigentlich immer noch, irgendwie scheint zurzeit nicht so viel Interesse an Gitarrenunterricht vorhanden zu sein.
Die letzte Freiwillige, die Gitarre unterrichtet hat, ist schon eine Weile weg, weshalb ich jetzt wirklich Mal Werbung machen werde, damit die Leute wissen, dass es wieder Unterricht gibt. Bis jetzt habe ich das nicht gemacht, weil ich mich anfangs noch auf viele andere Sachen und aufs Einleben konzentriert habe, danach war ich erstmal zufrieden mit den wenigen Stunden, die ich hatte, auch wegen meiner mangelnden Spanischkenntnisse hatte ich wenig Selbstvertrauen um zu unterrichten, und jetzt sind seit Weihnachten Ferien. Aber sobald diese vorbei sind, möchte ich die örtliche Schule besuchen und dort den Kindern Mal davon erzählen, sicherlich werden einige Lust haben Gitarre zu lernen.
Das ist die andere Sache, bis jetzt habe ich nur erwachsene Schüler. Zurzeit (eigentlich von Anfang an) gebe ich fünf Erwachsenen im Alter zwischen 23 und 32 Jahren Unterricht. Für den Beginn war das eigentlich ganz vorteilhaft, weil Erwachsene mein schlechtes Spanisch doch besser verstehen als Kinder und sich bemühen langsam und verständlich zu reden. Außerdem habe ich zu allen auch recht schnell eine gute Beziehung aufbauen können, mit mehreren unternehme ich auch öfter was außerhalb des Unterrichts.
Die meisten sind Anfänger, aber es gibt auch zum Beispiel einen Schüler, der schon seit vielen Jahren als Straßenmusiker durch Südamerika reist und besser Gitarre spielt als ich. Mit ihm haben wir eine tolle Balance von Nehmen und Geben aufgebaut: ich bringe ihm bei englische Songtexte zu singen und er mir, wie man auf der Gitarre improvisiert.
Nichtsdestotrotz, ist der Unterricht mit Kindern einfach eine ganz andere Sache, man benötigt andere Herangehensweisen und es findet eine andere Art von Kommunikation statt, auf die ich jetzt wirklich auch Mal Lust habe. Also Alles in Allem läuft der Unterricht bis jetzt sehr entspannt ab und macht Spaß, in der nächsten Zeit möchte ich aber auf jeden Fall noch mehr tun (auch um den Werten von MoG wirklich gerecht zu werden).
Zweimal pro Woche unterrichten wir abends auch im Santuario, einem Waisenhaus in der Nähe von Olón. Es liegt auf dem großen felsigen Hügel, der Olón vom nächsten Dorf weiter südlich, Montañita trennt und meistens wenn wir dort ankommen, können wir noch kurz mit einem Ausblick auf den langen Strand von Olón den Sonnenuntergang bewundern.
Unabhängig von der wunderschönen Aussicht ist das Santuario ein ganz besonderer Ort: mit vielen schweren Schicksalen aber gleichzeitig so viel Nächstenliebe, wie ich das noch nirgends erlebt habe. Von Anfang an haben uns die Kinder dort so herzlich empfangen, jedes Mal wenn wir ankommen, rennen sie erstmal zu uns um uns zu begrüßen und zu umarmen.
Der Unterricht findet bei mir in zweier oder dreier Gruppen oft in Räumen, wo wir nicht alleine sind, statt. Die Konzentrationsspanne der meisten Kinder ist leider sehr kurz, aber in der Zeit, in der sie aufpassen, kommen wir auf jeden Fall (wenn auch nur langsam) voran. Der Unterricht ist zwar anstrengend (und man darf sich nicht drüber wundern und ärgern, wenn ein Kind nach drei Minuten das Instrument hinlegt und einfach weggeht), aber es ist ein tolles Gefühl zu sehen wie viel Freude man den Kindern, die teilweise echt schwere Zeiten hinter sich haben, mit der Musik schenken kann.
Dieser Beitrag ist im Reisetagebuch von Kinga Szalaba erschienen.